Interview des Monats

Bandagen für Gabelstapler – Teil II Interview mit Trelleborg

Kompaktstapler haben den Markt für Bandagen groß werden lassen. Auch Plattformwagen,

Glastransporter, Schwerlast-FTS und viele weitere Sonderfahrzeuge können nur dann arbeiten, wenn die Bereifung stimmt. Wenige Hersteller widmen sich dem hochspezialisierten

Produkt. Staplerworld sprach mit Dipl. Ing. Andreas Karnein, Operations Director Industrial and Construction Tyres – Germany- Austria – Switzerland-

 

 

STW: Sind die Bandagen-Bezeichnungen ST = Stahlband, DG = Drahtgewebe, z = zylindrisch, km = konisch mittelgeteilt, ks = konisch seitengeteilt aus Vorwerkzeiten noch aktuell für die derzeit am Markt angebotenen Produkte Ihres Hauses und Ihrer Marktbegleiter?

 

 

AK: Während die Dimensionsvielfalt bei Stahlband – Bandagen stark ausgebaut wurde um weltweite Bedarfe abzudecken, haben wir die Drahtgewebereifen in zylindrisch, und konisch eingestellt.

 

STW: Welche Standarddimensionen bieten Sie in 2017 an?

Unsere Dimensionsvielfalt ist einzigartig und deckt in den Metrischen- als auch in den Zolldimensionen die Bedarfe auf allen Kontinenten ab.

STW: Bandagen werden im Zuge immer leistungsfähigerer Stapler wichtiger, kommen neue Größen, Materialmischungen und Beanspruchungsraster auf Bandagen zu?

AK: Trelleborg bietet schon seit geraumer Zeit Sondermischungen für die verschiedensten Einsatzfälle an. Außerdem werden Bandagen auch in Mischungskombinationen gefertigt, die sich als Problemlöser bewährt haben. Die Ausführung „HG“ ist dafür ein Beispiel. Sie sorgt dafür, dass der Reifen thermisch beständiger ist und trotzdem verschleißfest bleibt und dazu noch ein höheres Maß an Komfort bietet. Auf Basis dieser HG-Bandagen können leistungsfähigere Stapler entwickelt werden.

 

STW: Werden bei vierfach bereiften Vorderachsen von Staplern je zwei Doppelbandagen eingesetzt oder vier einzelne von denen immer zwei zu einem Rad verschraubt werden?

AK: Unsere Dimensionsvielfalt erlaubt in den meisten Fällen beides. Es muss von Fall zu Fall entschieden werden ob eine „Singlebereifung“ oder eine Zwillingsbereifung Sinn macht. Jedenfalls werden bei einer Zwillingsbereifung zwei Bandagen auf einen breiten Radkörper gepresst.

STW: Wie betreuen Sie den Endanwender, pressen Sie Bandagen vor Ort oder tauschen Sie Räder?

AK: Wir haben mit INTERFIT ein bundesweites Netzwerk an Monteuren, die auch im Auftrag des Handels vor Ort Bandagen bis zu einer gewissen Größe montieren kann.

STW: Wo produzieren Sie Ihre eigenen Bandagen?

AK: Die Bandagen werden in unserem Werk in Sri Lanka gefertigt.

STW: Wie ist bei Ihnen das Verhältnis OEM/Aftermarket?

AK: Das hängt sehr vom Markt und variiert stark zwischen den Kontinenten.

STW: Der Markt wird in den nächsten Jahren wachsen, sehen Sie in diesem Spezialsegment fernöstliche Anbieter auf den Markt „rollen“ und wie werden Sie Ihre Marktposition behaupten/ausbauen?

AK: Diese Entwicklungen treffen alle Produkte. Namhafte Hersteller stellen sich diesen Herausforderungen in unterschiedlicher Weise. Trelleborg wird weiter mit einer hohen dauerhaften Qualität antworten und immer neue Entwicklungen zusammen mit den Kunden anstreben.

STW: Bandagen sind bei Traglast und Beanspruchung die Königsklasse, bereiten höhere Staplergeschwindigkeiten thermische Probleme?

AK: Genau wie höhere Lasten sind u.a. auch höhere Geschwindigkeiten Gründe für thermische Ausfälle. Diesen begegnen wir mit Sondermischungen und / oder Mischungskombinationen.

STW: Wie läuft die Produktion von Sondergrößen?

AK: Die reine Produktion unterscheidet sich nicht von der normalen Produktion. In der Vorbereitung von neuen Dimensionen wird viel Wert darauf gelegt den „richtigen“ Reifen für die Einsatzfälle zu entwickeln. Dazu gehört dann auch, diese Entwicklungen auf dem Reifenprüfstand und in der Praxis zu testen.

STW: Bieten Sie bei Standardrädern und Sonderdimensionen Kompletträder an?

AK: Wir bieten sowohl Bandagen an die von uns auf Radkörper montiert wurden als auch aufvulkanisierte Kompletträder.

STW: Gibt es schon Kunden, die ein manuelles oder webbasiertes „Bandagen Management“ wünschen um rechtzeitig und vorausschauend auszutauschen?

AK: Wir sind dran…

STW: Der Flankenschutz bei Bandagen ist eine komplexe Angelegenheit, da herausgebrochene Teile der Laufflächen erhebliche Auswirkungen haben, sind aus Ihrer Sicht neue Verfahren/Material-mischungen bei Bandagen für Stapler in Sicht?

AK: Nicht alle Anfahrschäden führen gleich zu einem Ausfall der Bandage. Die Verbesserung der Mischungen, auch was den Weiterreißwiderstand betrifft, ist immer im Focus.

STW: Welche Verstärkungsgewebe werden heute neben Drahtgewebe verwendet, haben Kevlar und ähnliche Materialien Chancen?

AK: Man muss seine Qualität immer weiterentwickeln, darf aber gleichzeitig die Konkurrenzfähigkeit nicht aus den Augen verlieren. Neue Produkte müssen einen bezahlbaren Mehrwert darstellen. Unter diesem Gesichtspunkt werden viele Materialien getestet aber auch kostenmäßig kalkuliert. Die Wenigsten schaffen es dann in eine Serienfertigung. Das klassische Stahlband ist schwer zu schlagen.

 

STW: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte STW-Herausgeber Oliver Bachmann

 

 

www.trelleborg.com/en/your–industry/material–handling